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Ernst Stockum



geb. 21. September 1850 in Rheydt (heute Stadtteil von Mönchengladbach, Nordrhein-Westfalen, Deutschland)
gest. 1897 in Trier (Rheinland-Pfalz, Deutschland)

aktive Zeit (nachgewiesen): fl. 1891–1897 (durch Herbarbelege nachgewiesen).
Sammelgebiet(e): Deutschland (Region Mosel, Saar & Nahe).

Bisher sind keine abweichenden Namensformen belegt.

Deutscher Lehrer, Florist und Bryologe.

Familie und privates Leben
Mindestens bis Ende August 1871 lebte Stockum in Moers (Nordrhein-Westfalen) und ab November 1871 in Krefeld (Nordrhein-Westfalen), wo er seine erste Lehrerstelle antrat. Wahrscheinlich blieb er dort, bis er wegen einer «Geistesstörung» um 1890 in das Psychiatrische Landeskrankenhaus (damals «Irrenanstalt») Merzig (Saar) kam. Nachdem er 1891 als geheilt entlassen worden war, ließ er sich als Privatier in Merzig nieder (Poststraße 155, siehe Abb. 2) und beschäftigte sich nur noch mit Botanik und Musik. Später zog er sich in das Evangelische Krankenhaus nach Trier zurück, wo er 1897 verstarb.

Orte mit Bezug zur Person
OpenStreetMapWikidataMönchengladbach, Stadtteil Rheydt (DE)Geburtsort1850-09-21
OpenStreetMapWikidataTrier (DE)Sterbeort1897


Ausbildung und Beruf (Schule, Studium etc.)
28./30. VIII. 1871: «Nach dem Ergebniß der am 28/30. Auguſt d. J. beim Königlichen Schullehrer-Seminar zu Moers abgehaltenen Abgangs-Prüfung haben das Zeugniß der Anſtellungsfähigkeit im Elementar-Schulamte erhalten : [...] Ernſt Stockum [...].
Düsseldorf, den 27. September 1871. I. V. 5158.» [Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf, Nr. 42, 14. X. 1871: 302.]
18. XI. 1871: «Der Schulamtsbewerber Ernſt Stockum iſt zum proviſoriſchen Lehrer an der 3. Claſſe der 1. evangeliſchen Elemantarſchule zu Crefeld ernannt worden.» [Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf, Nr. 47, 18. XI. 1871: 339.]

Botanik
Bereits bevor sich Stockum in Merzig niederließ, muss er sich intensiv mit Botanik beschäftigt haben, denn er bietet im Frühjahr 1891 ein 4.000 Belege umfassendes Herbarium zum Kauf an (Abb. 2). Ob alle diese Belege von ihm selbst gesammelt oder ertauscht waren, ist nicht zu ermitteln.
Stockum war hochverdient um die Flora der Mittleren Saar. Er war einer der ersten, die eine Flora der Saar skizzierten. Leider hat er seine Aufzeichnungen nie publiziert. Seine handschriftliche «Flora von Merzig» gelangte an H. Andres und ging mit dessen umfangreichem Herbar im Zweiten Weltkrieg verloren. [Haffner 1990 :29; Steinfeld 2006]
Stockum war mit dem Merziger Zuckerbäcker J. Schuhler befreundet. Die beiden erforschten gemeinsam u.a. die Moosflora der Mittleren Saar. [Haffner 1990: 31, dort auch ein Photo von Stockum] Mehrere von Stockum gesammelte Belege dienten Warnstorf zur Beschreibung neuer Taxa, z.B. Bryum biplicatum (= B. bicolor var.) und Barbula convoluta var. stockumii. [Frahm & Eggers 1995: 511] 1891 bietet Stockum sein Herbar nebst seiner Bibliothek zum Verkauf an (Abb. 2). War er wegen seiner Krankheit und des Rückzugs aus dem Berufsleben in Geldnot?
Stockum lieferte Belege an das von F. Wirtgen herausgegebene Exsiccatenwerk Pteridophyta exsiccata (Abb. 1).

Aufsammlungen höherer Pflanzen:

Scolopendrium vulgare f. attenuata: «am Maunert a. Saar legit Stockum». [Geisenheyner (1898) in Verhandlungen: 95.]

Moos-Aufsammlungen von Stockum:

Amblystegium densum Milde = Amblystegium brachycarpum Warnst. nom. nud. in sched.: «der verstorbene Lehrer Stockum sammelte das Moos in der Rheinprovinz an der Ruine Freudenburg [...] unweit Mettlach in schönen, instruktiven Exemplaren im Juni 1896.» [Warnstorf (1906) in Allg. Bot. Z. Syst. 12: 106–107.]

Leptobarbula winteri Schimp. in Rev. Bryol. 2, 2: [17] (1875), «Nachdem es dem Lehrer em. Stockum in Merzig a. d. Saar 1897 gelungen, Leptobarbula Winteri Schpr. an dem Originalstandorte bei Mondorf wieder aufzufinden, war ich in der Lage, diese kritische Pflanze mit L. berica zu vergleichen [...]». [Warnstorf (1899) in Allg. Bot. Z. Syst. 5: 28.]

Herbarbelege (Auswahl)
Die Moosbelege Stockums sollen sich heute in Kopenhagen befinden [Haffner 1990], es konnte aber zumindest ein Moosbeleg im Naturkundemuseum Stockholm (Herb. S) nachgewiesen werden.
Lycopodium complanatum var. chamaecyparissus (A.Braun) Rosenv., leg. E. Stockum, 1896-10-01, «Rheinprovinz: Brottorf [= Brotdorf] bei Merzig (Saar)»: AMD.127714 !*.
Diphasiastrum complanatum (L.) Holub ist im Saarland vom Aussterben bedroht (RL 1).
Rhynchostegiella compacta (Drumm.) Loeske, leg. Stockum, 1896-05 = Amblystegium brachycarpum Warnst. nom. nud. in sched., «Rheinprovinz, Ruine Freudenberg bei Neubach a.d. Saar»: S B2439.
Die Fundortangabe ist rätselhaft. Einen Ort namens «Neubach» gibt es im Bereich der Saar nicht. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Lesefehler. Da es weitere Moosaufsammlungen von Stockum gibt (siehe oben Amblystegium densum), die an der Freudenburg gesammelt wurden, muss es sich beim genannten Ort um Mettlach handeln. die Freudenburg liegt ca. 7 km nordwestlich Mettlach beim rheinland-pfälzischen Dorf Freudenburg, siehe OpenStreetMap
Im Herbarium Berolinense (B) befindet sich ein Beleg, der von Stockum stammen soll, was jedoch fraglich ist, denn der Beleg wurde am 19. VIII. 1898 gesammelt und das auch noch in der Nähe der Wengernalp (Kanton Bern, Schweiz). Es ist nicht bekannt, dass Stockum je in der Schweiz gesammelt hat, außerdem war er zum Sammelzeitpunkt bereits verstorben. Es handelt sich bei dem Beleg um:
Campanula barbata L., leg. «St.», 1898-08-19, «Wegränder im Wald unter der Wengernalp»: B 10 0848762 !*.
Zeichenerklärung: ! = Beleg im Original gesehen; !* = Beleg als Abbildung / Digitalisat gesehen; n.v. = non vidi, d.h. Beleg nicht gesehen.


Würdigung und Wirkung
Stockum zu Ehren beschrieb Warnstorf ein Moos: Barbula convoluta var. stockumii. [in Allg. Bot. Z. Syst. 5, Beiheft: 29.]

Abbildungen
Portrait Bearbeitet nach Haffner (1990)
Abb. 0: Portraitphoto E. Stockum.
[Quelle: Bearbeitet nach Haffner (1990); Photograph unbekannt; Lizenz: gemeinfrei (Public Domain)]
Scheda AMD.127714
Abb. 1: Von handschriftlicher Vorlage lithographisch gedruckte Scheda zu einer Stockum-Aufsammlung aus dem Exsiccatenwerk Pteridophyta exsiccata ed. F. Wirtgen.
[Ausschnitt aus Quelle: AMD.127714; Herbarium AMD / Naturalis Biodiversity Center; Lizenz: CC0 1.0]
sonstiges Biodiversity Heritage Library
Abb. 2: Anzeige E. Stockum in der Deutschen Botanischen Monatsschrift, IX. Jahrg. Nr. 4. 5. April-Mai. 1891. p. 78.
[Ausschnitt aus Quelle: Biodiversity Heritage Library; Missouri Botanical Garden, Peter H. Raven Library; Lizenz: out of copyright]


Autor dieses Biogramms:
Christof Nikolaus Schröder
Bibliographie
Stockum (um 1895): Flora von Merzig. [unveröffentlichtes Manuskript]

Quellen in chronologischer Sortierung
Andres (1911): Flora von Eifel und Hunsrück, XII. ♦ Frahm & Eggers (1995): Lexikon deutschsprachiger Bryologen. ♦ Haffner (1990): Geobotanische Untersuchungen im Saar-Mosel-Raum. — Abh. DELATTINIA 18: 1–383. ♦ Steinfeld (2006): Die floristischen Notizen aus dem Manuskript über den Kreis Saarlouis von Pfarrer Philipp Schmitt (1805–1856). — Abh. DELATTINIA 32: 99–112. ♦ Eigene Recherchen.
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Datensatz erzeugt: 2021-11-05 14:01:51 • letzte Änderung: 2022-04-27 14:21:03
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