

Naturalien-Tausch und Handels-Bureau
gegründet 1809 in Hanau
belegte Namensformen der Institution: ‹Naturalienbüreau in Hanau›

Geschichtlicher Abriss
Um 1804 gründete der Mineraloge und Geognost Carl Caesar Leonhard (1779–1862) das
Mineralien-Tausch- und Handlungs-Komptoir in Hanau, das mit Anzeige vom 20. VI. 1804 erstmals an die Öffentlichkeit trat.
[Struve 1812: 87.] Dieses betrieb er ca. 10 Jahre lang, wonach er zunächst nach München umzog und 1818 nach Heidelberg, weil er einen Ruf als Professor für Mineralogie und Geologie erhalten hatte. In Heidelberg reaktivierte Leonhard diese Anstalt in den frühen 1820er Jahren unter dem Namen
Heidelberger Mineralien-Compoir. Dieses Comptoir war für Jahrzehnte das bedeutendste Mineralien-Geschäft in Europa.
[Fritscher 2012.] Als Beispiel soll folgendes Angebot dienen:
«Hieran reihen sich die 15 Exemplare umfassenden Suiten der interessantesten Produkte des Basaltbruches bei Steinheim unweit Hanau welche vom Naturalien-Bureau zu Hanau veranstaltet worden sind, und zwar von 3—5 Zoll Gröſse zum Preiſse von 4 fl.»
[Struve 1812: 104.] Ein Preis von 4 fl. (Gulden) entsprach 1810 einem Kaufkraftäquivalent von heute (2015) EUR 89,20, d.h. jedes ca. 7–10 cm große Mineralienstück kostete ca. 6 Euro.
[berechnet nach Dt. Bundestag 2016]
«Im Januar 1809 gründete [Gottfried] Gärtner [1754–1825] mit weiteren Gründungsmitgliedern der Wetterauischen Gesellschaft, dem Arzt Johann Philipp Achilles Leisler (1772‒1813), dem Mineralogen Carl Cäsar Leonhard (1779‒1862) und dem Ornithologen Johann Heinrich Schaumburg (1752‒1831), ein „Naturalien-Tausch und Handels-Bureau“ in Hanau.»
[Dressler & Hodvina 2019.] Dieses Bureau war offenbar in Ahnlehnung an Leonhards Komptoir organisiert und widmete sich in erster Linie dem Handel und Tausch von Mineralien und zoologischen Objekten. Hier einige Beispiele:
«Naturalien, ſo zu verkaufen.
Im Naturalienbüreau in Hanau ſind ſämmtliche Arten der deutſchen Fledermäuſde ausgeſtopft um folgende Preiſse zu haben:
Veſpertilio laſiopterus Schreb. 2 Fl. 42 Kr.
[= EUR 60,21] V. Noctula Daubentonii 2 Fl. 42 Kr.
V. Serotinus Daubent. 4 Fl
[= EUR 89,20] V. Myotis Bechſt. 5 Fl. 30 Kr.
[= EUR 122,65] V. Myotis Bechſt. 4 Fl
V. auritus Linn. 1 Fl. 30 Kr.
[= EUR 33,45] V. Barbaſtellus Daubent. 12 Fl.
[= EUR 267,60] V. Pipſtellus Daubent. 1 Fl.
[= EUR 22,30] Noccilio ferrum euqinum Bechſt. 3 Fl.
[= EUR 66,90] Noccilio Hippoſidoros Bechſt. 3 Fl.
V. Bechſteinii, Leisl. 12 Fl.
V. Daubentonii, Leisl. 9 Fl.
[= EUR 200,70]
Desgleichen die meiſten Arten der deutſchen Conchylien, einzeln oder in ganzen Sammlungen.»
[Allgemeine Literaturzeitung 1812, Band 2, N° 153 (24. VI. 1812): col. 374–375. Alle Kaufkraftäquivalente berechnet nach Dt. Bundestag 2016.]
Das Tausch-Bureau bot aber auch das Exsiccatenwerk zur Flora der Wetterau an.
Da die Naturalien nicht
pro mutua commutatione angeboten, sondern zu festen Preisen verkauft wurden, handelt es sich bei dieser Institution nicht um eine Tauschorganisation im Sinne dieser Studie.
Orte mit Bezug zur Institution
  | Hanau (DE) | Gründungsort | 1809 |
Autor dieses Biogramms:
Christof Nikolaus Schröder